Trauer ist ein Genesungsprozess nach dem Todesfall. Laut der Psychiaterin Elisabeth Kuebler Ross umfasst dieser Trauer-Prozess 5 Phasen. Die erste Reaktion/Phase nach dem Verlust geliebter Menschen ist Schock, Verdrängung. Der Trauernde kann nicht glauben, was passiert ist„Nein, das kann nicht sein,“. Umgangssprachlich gesagt, „es ist kaum zu fassen“. Diese Phase kann unsere ganze Lebensenergie beanspruchen und aufsaugen. Die Trauernden können dann unrealistisch und abweisend aussehen.
In der nächsten Phase erkennt der Trauernde den Verlust an und erlebt Wut (Zorn). Die Schuldzuweisungen werden auf die eigene Person oder andere Menschen übertragen. „Ärzte haben Fehler gemacht, der Verstorbene hat zu spät reagiert; wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es andres gemacht“. Die Wutphase gibt dem Trauernden die Energie, aus der eigenen Ratlosigkeit, Hilflosigkeit auszusteigen. Das Gefühl des Verlusts, der Leere kann groß sein. Der Ärger gibt Energie (ein positiver Katalysator), aus der Leere herauszukommen.
Die dritte Trauer-Phase heißt Verhandlung. Der Trauernde kann dann krank/ erschöpft werden und bleibt in Kontakt mit dem Verstorbenen, denkt daran, noch einen Tag mit dem Verstorbenen zu verbringen. Der Trauernde beginnt mit sich selbst, mit Ärzten, mit dem Schicksal/ mit Gott zu verhandeln, kann die Schuld bei sich selbst suchen.
Dann Trauernde kann ihren Trauer mit Selbstvorwürfen ersetzen oder Rache für den Tod eines Verwandten suchen.
Einige Menschen können dann psychische Störungen und körperliche und psychische Symptome erleben. Mentale/seelische Schmerzen können den Trauenden vor Schuldgefühlen schützen. In dieser Trauer-Phase kann der Trauernde von Beruhigungsmitteln, Alkohol oder anderen Substanzen abhängig sein. Mit Alkohol/Drogen kann man den Schmerz betäuben, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Falls die Beziehung zu dem Verstorbenen schwierig war, kann der Trauernde in der Verhandlungs-Phase gefangen sein.
Der Verlust wird verstanden (Verzweiflung-Phase). Mit dieser Einsicht erlebt der Trauernde körperliche, seelische Niedergeschlagenheit, manchmal leidet er unter Depressionen, Ängsten, Schlafstörungen, Essstörungen. Der Trauernde stellt sich die Fragen „Wer war der Verstorbene? Welche Rolle in seinem Leben hat er eingenommen?“. In dieser Phase werden mögliche finanzielle Belastungen wahrgenommen. Wenn ein Hauptverdiener stirbt, realisieren die Familienmitglieder diese Tatsache.
Die letzte Trauer-Phase ist Akzeptanz. Der Trauernde muss wieder zum Leben erwachen und akzeptieren, dass es nie wieder wie zuvor wird, als die verstorbene Person noch lebte. Die Menschen füllen die innere Leere nach dem Verlust auf verschiedene Arten. Zum Beispiel ist es möglich für die Ehefrau nach dem Verlust ihres Ehemannes möglich, eine andere Beziehung einzugehen. Eine weitere Lösung, die Lücke nach dem Verlust zu füllen ist, familiäre/gesellschaftliche Aktivitäten einzugehen. Nicht weniger häufig passiert es, dass Trauer nach dem Verlust mit Alkoholkonsum und Beruhigungsmitteln gemildert wird. Alkohol stoppt den Trauerprozess mit den verschiedenen Trauer -Phasen.
Wir können mit Alkohol/Medikamenten Gefühle nicht langfristig verdrängen und denken, nach einem Jahr mit Trinken wird alles besser. Die Gefühle werden genauso noch da sein, weil sie sich aufgestaut haben und nie rauskommen durften. Sie wurden nur unterdrückt.
Mit der Trauer und der unvollendeten Trauerzeit arbeiten wir in der therapeutischen Gruppe „Auf dem Weg der Genesung“
geschrieben von Teresa Ossowska